Hannover (ots) –
Die Klimatransformation ist für ein Drittel der Unternehmen ein Business Case, aber für fast alle Unternehmen auch eine große Herausforderung. Bürokratie, Energiekosten und Fachkräftemangel sind die größten Hemmnisse. Gleichzeitig ist die tatsächliche Lage besser als die Stimmung. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter Top-Entscheider:innen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag von Stiftung KlimaWirtschaft und Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA).
Investitionen in den Klimaschutz sind für einen Großteil der deutschen Unternehmen alternativlos, um in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Gleichzeitig fürchten die Unternehmen aufgrund bürokratischer Hürden und hoher Energiekosten um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Vier von fünf Unternehmen erwarten aufgrund der Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion negative Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft und eine zunehmende Abwanderung ins Ausland. Jedoch planen nur zehn Prozent selbst, nicht mehr in Deutschland zu produzieren. Zu diesen Ergebnissen kommt die repräsentative Umfrage „Klimatransformation: Schmerzen und Chancen“, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und die IW Consult GmbH im Auftrag der Stiftung KlimaWirtschaft und des Bundesverbands der Energie-Abnehmer (VEA) durchgeführt haben.
Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen bereits aus eigener Initiative und mit dem Ziel langfristiger Einsparungen in Klimaschutzmaßnahmen investiert. Im Fokus stehen effizientere Produktionsverfahren, erneuerbare Energien und interne Schulungen. Demgegenüber beklagen die Unternehmen, dass Bürokratie, unklare oder widersprüchliche politische Vorgaben und hohe Kosten die Transformation in Deutschland bremsen. Die Stiftung KlimaWirtschaft und der VEA fordern deshalb von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen und wettbewerbsfähige Energiepreise, um die stockende Transformation zum Erfolg zu führen.
„Die Unternehmen glauben mehrheitlich und trotz aller Krisen und Herausforderungen an den Standort Deutschland. Sie setzen sich aktiv und aus eigenem Antrieb für den klimaneutralen Umbau ihrer Geschäftsmodelle ein. Denn sie wissen, dass ihr wirtschaftliches Überleben von einer erfolgreichen Transformation abhängt“, sagt Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung KlimaWirtschaft. „Klar ist aber auch: Der Großteil der Unternehmen ist extrem verunsichert, ihr Engagement droht vom Frust ausgebremst zu werden.“
Der Umfrage zufolge befürchten fast 90 Prozent der Unternehmen steigende Produktionskosten. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen blicken mit Sorge und insbesondere aufgrund gestiegener Energiepreise in die Zukunft. Über 75 Prozent der Unternehmen befürchten den Verlust von Arbeitsplätzen in energieintensiven Branchen.
Die Umfrage zeigt überdies, dass die tatsächliche Lage weniger schlecht ist als die Stimmung: So erwarten zwar einerseits rund 80 Prozent der Unternehmen, dass die deutsche Industrie zunehmend ins Ausland abwandert. Umgekehrt geben aber nur zehn Prozent der Unternehmen an, dass sie künftig nicht mehr in Deutschland produzieren wollen.
Der Geschäftsführer des VEA, Christian Otto sieht das Engagement und die Eigeninitiative vieler Unternehmen schwinden, wenn die politischen Entscheider:innen nicht zügig handeln. „Wir vertreten 5.000 Mitgliedsunternehmen aus fast allen Branchen des energieintensiven Mittelstands. In der Energiepolitik stehen wir hinter den Klimazielen und setzen uns dafür ein, dass der Mittelstand auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Produktion mitgenommen und nicht abgehängt wird. Wir sehen allerdings, dass die Unternehmen, die tatsächlich in die klimaneutrale Transformation investieren, auf große wirtschaftliche und bürokratische Hemmnisse stoßen. Ihre Transformationsziele scheinen dadurch unerreichbar. Das hat zur Folge, dass Investitionslinien eingestellt und Produktionskapazitäten verlagert oder aufgegeben werden.“
Das IW hatte die Umfrage zwischen 4. Juli und 13. August 2024 durchgeführt. In die Auswertung sind die Antworten von 546 Unternehmen in ganz Deutschland eingeflossen. Die Umfrage ist statistisch repräsentativ.
Vollständiges Gutachten zur Umfrage (https://www.vea.de/files/user_upload/VEA-Hauptseite/Newsroom/Pressemitteilungen/2024/September/240917_Klimatransformation_Schmerzen_und_Chancen_IW_SKW_VEA.pdf)
Wichtigste Charts zur Umfrage (https://www.vea.de/files/user_upload/VEA-Hauptseite/Newsroom/Pressemitteilungen/2024/September/240913_Wesentliche_Ergebnisse_Umfrage.pdf)
Alle Charts zur Umfrage (https://www.vea.de/files/user_upload/VEA-Hauptseite/Newsroom/Pressemitteilungen/2024/September/240917_UEbersicht_aller_Grafiken_Umfrage_IW_SKW_VEA.pdf)
Die Stiftung KlimaWirtschaft ist eine Initiative von Vorstandsvorsitzenden, Geschäftsführern und Familienunternehmern. Sie wurde 2011 unter dem Namen Stiftung 2° gegründet und hat sich 2021 in Stiftung KlimaWirtschaft umbenannt. Ziel der gemeinnützigen Stiftung ist die Förderung des Klimaschutzes sowie die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen. Zu diesem Zweck bündelt und aktiviert die Stiftung KlimaWirtschaft die Verantwortungsbereitschaft, aber auch die Innovationskraft und Lösungskompetenz deutscher Unternehmen. Sie tritt an die Politik heran, um konkrete Möglichkeiten für die Transformation zur Klimaneutralität aufzuzeigen. Die Stiftung arbeitet parteiunabhängig sowie sektor- und branchenübergreifend.
Der Bundesverband der Energie-Abnehmer (VEA) vertritt mehr als 5.000 Mitgliedsunternehmen aus dem energieintensiven Mittelstand. Die Unternehmen kommen aus fast allen Branchen. Darunter sind Sparten wie Textil, Metallverarbeitung, Lebensmittelherstellung, Glas, Papier, Keramik, Dienstleistung und viele mehr. Alle eint, dass der Faktor Energie wesentlich ist. In Sachen Energiepolitik steht der VEA hinter den Klimazielen und setzt sich dafür ein, dass der Mittelstand auf dem Weg hin zu einer klimaneutralen Produktion mitgenommen und nicht abgehängt wird.
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